... die Nacht der Nächte so heißt es im Vorfeld. So war das auch nur eine von vielen Zeilen die ich im Vorfeld auf den 100ter in Biel gelesen hatte.

Jetzt - nach diesem ersten Lauf in Biel verstehe ich was dieser Satz für jeden einzelnen Läufer bedeutet und zum Ausdruck bringt. Ein unvergleichbares Erlebnis mit unglaublichen Eindrücken.

Freitagabend 22.00 Uhr

Countdown von 10 auf 1 das alles in Französisch - ca. 1800 Läufer befinden sich im Startbereich - die Dämmerung bricht herein - der Startschuss fällt - wir laufen die ersten Kilometer durch die Innenstadt von Biel - Hunderte Leute feuern uns an - das Tempo ist hoch nur nicht von der Meute sich anstecken lassen - es beginnt die Nacht - raus aus der Stadt wir biegen ein in Feldwege - die Lampe ist ein hilfreiches Instrument - wir passieren kleinere Ortschaften - überall werden wir dort von Leuten begeistert empfangen - überall Partystimmung - nach Lyss KM 21 kommen die Velo Fahrer hinzu - links und rechts stehen sie am Berg und halten Ausschau nach Ihrem Läufer - der Rhythmus ist da der Puls schlägt gleichmäßig ab zur ersten Teilstrecke in Oberramsern ca. 38KM - Zeit gute 4 Std. bisher - zwei drei Minuten für die Verpflegung - weiter geht es über Feld- und Waldwege durch eine kühle Nacht - das Läuferfeld ist nicht mehr so dicht wie anfangs - keine Schmerzen kein Ziehen - Schritt für Schritt spulen wir KM für KM runter - bald kommt Kirchberg Teilstrecke 2 bei KM 56 Zeit knappe 6 einhalb Stunden bisher - der größte Verpflegungspunkt - wechsle mein Laufshirt - ca. 4- 5 Minuten Aufenthalt - jetzt geht es ab zum Ho Chi Minh Pfad. Langsam bricht die Morgendämmerung herein

- ein enger steiniger mit Wurzeln versehener Pfad - nach 10 KM ist dieser geschafft und die Sonne gibt mir Kraft und Zuversicht das Ziel zu erreichen - jetzt bei Tagesanbruch ist dieser Abschnitt wunderbar mit soviel Natur rund herum - Wald und Wiesen - Felder und Flussabschnitten - ich fühle mich oft an mein Trainingsrevier am Brombachsee erinnert. Die Füße halten aber bedingt durch das unebene Laufen am Pfad kommen die ersten Blasen auf - nicht dran denken - jetzt kommt bald Bibern Teilstrecke 3 bei KM 76 - die leichten Steigungen bis dahin laufe ich ohne Probleme - woh, es geht echt gut - 5 Minuten für Verpflegung und wechseln auf kurz - die Sonne macht sich mehr und mehr bemerkbar - jetzt noch ein brutal steiler Anstieg dann hinunter nach Arch entlang der Aare - ein traumhafter Laufabschnitt - mein Tempo ist hoch, doch ich denke mir jeder einzelne gelaufene verdammter KM bringt mich näher zum Ziel - weiß ich doch ab KM 90 wird es sehr hart werden - die Sonne brennt jetzt auf den Feldwegen runter - KM 90 ist da - jetzt heißt es nur noch beißen bis KM 95 ab da ist jeder einzelne KM beschildert - noch ein kurzer Anstieg den ich hinauf gehe

- leichtes Anlaufen das sehr hart fällt - der Kopf ist noch hellwach - die Muskeln sehr müde - das einzige was zählt ist jetzt 96 97 98 99 bei 99 KM wird das Tempo hoch - woher und wie weiß ich auch nicht, aber es ist sehr schnell ein 5.20 Schnitt - die Zuschauer am Rande und die Vorstellung die Zielkurve mit dem FINISH zu sehen zu spüren geben mir eine Power und innere Zufriedenheit - der Sprecher spricht auf den letzten Meter meinen Namen - alles ist gut - ich fühle mich frei zufrieden und glücklich - all die Anspannung ist auf den letzten Metern dahin - jetzt nach dem Umhang der Medaille realisiere ich das waren 100 KM

Gesamtrang: 649ter, M40: 158ter, Gesamt Finisher: 1425

Herzliche Grüße        Franz